Nach, gefühlt, viel zu langer Pause, war es den letzten Donnerstag so weit. Das EBM Familientreffen ist zurück! Viele haben sehnsüchtig auf diesen Tag gewartet. Das erste Treffen auch unter neuer Flagge bzw. neuem Veranstalter. Wobei neu so ganz richtig nicht ist, es sind dieselben Menschen im Hintergrund, die auch schon die Treffen der anderen Jahre so einmalig machten.
Also hieß es für viele, Taschen packen, Zelt lüften, Stiefel putzen, Sonnencreme Faktor Tschernobyl, und Durst... Durst solltet ihr auch immer dabei haben, wenn ihr auf den Platz kommt. Ist die Checkliste einmal geregelt, steht der Sause nichts mehr im Weg.
Damit wäre Anreise geregelt und der Donnerstag kann starten. Kaum auf dem Platz, schon die ersten bekannten Gesichter, Umarmungen und endlose Freude. Endlich wieder Sandersleben, endlich wieder 3 Tage Musik, Herzmenschen, gute Gespräche. Endlich wieder die Menschen sehen, die mir in meiner Entwicklung zum ambitionierten Amatuerknipser, so unendlich viele Möglichkeiten geboten haben. Genau, dafür ist hier auch mal Platz.
Als ich meine ersten Konzerte in Dessau fotografierte, war es Ofen der mich motivierte, geh vor, mach dir Platz. Ich hab auf dem Platz manchmal tausend kleine Sidekicks in längst vergangene Jahre. Da ist sehr viel Dankbarkeit im Spiel, ich durfte Träume leben, mit der Kamera.
Emotional gut was im Gepäck, konnte die erste Nacht steigen, Disco zelt, draußen sitzen, unendlich gute Gespräche führen. Kühles Bier genießen.
Viele würden sagen, klingt fast wie auf jedem Festival, nicht ganz. Die letzten Jahre waren aufwühlende Zeiten, für viele von uns, privat wie beruflich. Da bleibt es nicht aus das man auch mal anderer Meinung ist, man Diskutiert, es mal emotionaler wird. In der Zeit war es nicht einfach.
Sich dann wieder sehen, anzuerkennen das man hier und da anders denkt, sich Respektvoll begegnen. Führt dazu, dass Reibung Wärme erzeugt. Dan Kaufhold, Volker Weiß, können da ihr Liedchen mit mir singen, wir singen es sogar zusammen. Trinken ein Bier dabei und lachen herzhaft. Unterschiede bedeuten Vielfalt und die erhalten wir, nur wenn wir zulassen, dass jeder von uns anders ist. Also, seid anders, auch ganz anders, aber liebt euch!
Sorry für die kleine Fiebel als Einleitung. Das Treffen ist für viele mehr als nur getöse.
Die Nächte waren sehr kühl teilweise, das war langsames warm trinken am morgen immer ein guter Rat.
Den Freitag konntest du komplett, bis zum Opening des Bühnengeländes der Familie widmen, Wetter warm bis schwitzig, und jede Menge Möglichkeiten die Zeltnachbarn über die nächtliche Geräuschkulisse auszufragen, sollte diese eben solche aufwerfen.
Sollte jemand einen Filmriss gehabt haben, genug Zeit ne Runde um den Platz zu laufen und die fehlenden schnipsel zusammen zutragen. Kein FT ohne meinen René Wischeropp und seine Sandra, da kann dann auch Jessi Gräser nicht weit sein. Gesichter, die ich brauche. Jessi kann außerdem, beruflich bedingt, Knochen gerade rücken, die altersbedingt auf einem Festival verschleißen, ein Thema, das irgendwie immer wichtiger wird! 😛
Genau das machst du Freitags, diese Familie atmen, mit Leuten quatschen. Dir immer wieder ein Bier holen hinten, bei den absolut sympathischen Mädels, zack nächste Nase, mit der du Zeit verbringst. Ehrlich? Nichts liebe ich mehr!
Der erste auf dem FT, der lauter in die Landschaft brüllt, ist ja immer Heino. So kam es dann auch zu gegebener Zeit. Die Tore zum heiligen Beton öffneten sich und ich freute mich auf Sequenz-E!
Sequenz-E
Das letzte mal Sequenz-E live. Emotionaler Moment, wer mich kennt, weiß das ich genau diese Band für sehr prägend halte. Und Reiner wirds verstehen, wenn ich n Kuss nach oben sende, ich hab sie zusammen noch fotografieren können, zu Beginn meines Weges in Dessau. Keine guten Bilder, damals war ich blutiger Anfänger, aber sie bedeuten mir extrem viel.
Reiner macht noch genau denselben Druck wie früher, wenn es ihn einmal packt, geht der durch die Wand. Nimmt das Publikum mit und gröhlt mit ihnen die alten Nummern. Kurz durch die Crowd pogen? Immer! Würdiger Abschluss an der absolut richtigen Stelle. Die kleine NordaRR Einlage und damit Attitude from Straight Ahead Movement. Absolut passend, und geil, dass die Jungs Reiner auf diesem Wege Support gaben!
Brigade Rosse
Der für mich stimmigste Sidekick auf dem Familientreffen. Brigade Rosse haben so viel Dinge in ihrem Sound, der den modernen EBM mehr als beeinflusst hat. Frühes NDW, bevor es zur Kitschnummer wurde, Wave Elemente, minimal Text, und sind dabei so herrlich authentisch auf der Bühne. Was glaubt ihr wohl, wie viel NDW in DAF steckt? Daher genau das richtige Festival sie spielen zu lassen und auch mal Dinge erklingen zu lassen, die Einflüsse waren. Mir hat es ein weiteres Mal sehr gefallen, nach den Bildern saß ich im Schatten, bei nem Imbiss und hab mir das ganz in Ruhe reingezogen.
Stechschritt vs Verrottet
Nächster emotionaler Moment, Peter, leider ohne Chris auf der Bühne, da die beiden beruflich keine Zeit fanden ausreichend zu proben für die neuen Stücke. Das erste Mal Verrottet live! Und wieder im Kreise der Familie. Wer es nicht weiß, Peters allererster live Gig war im legendären Beat Club Dessau. Opener, Poupeé Fabrikk als Headliner. So nervös wie damals hab ich Peter nie wieder vor einem Auftritt erlebt. Heute geht er auf die Bühne und haut sein inneres raus, lebt seine Texte, ist für mich der Mann, der mit Old School EBM Sounds immer noch Grenzen sprengt.
Er macht es erfrischend anders. Will was sagen mit seinen Texten, hat unendlich Kreativität, bei weitem nicht nur als Musiker. War absolut genial und völlig egal wann Verrottet, verrottet, auf dem Weg wird noch einiges passieren und aus der Asche steht was Neues auf.
Mein Stechschritt Shirt halte ich in Ehren, getragen wirds nicht mehr, ich will den Druck erhalten. Und Peter wird sich auf noch anders verewigen, haben wir schon kurz besprochen.
War absolut genial. Highlight!
G.O.L.E.M.
Gunnar und Chrissy live sind immer Genuss für Auge und Ohr! Leider konnte ich über Fear nicht schreiben. Als sie herauskam, hatte ich leider wenig Raum und Zeit für Musik. Ärgert mich noch heute! Um so genialer war sein Live Gig! Er taucht absolut ein in seine Musik, manchmal hat man Gefühl er blendet sogar die Crowd aus. Genau wie sein Sound, er kommt von innen, und ist aus meinen Playlisten nicht wegzudenken. Chrissy an den Drums, konnte die Show steigen. War Genuss pur! Die Menge an Menschen vor der Bühne bestätigt das, das wurde abgetanzt!
T.A.N.K.
Der Tag war lang und heiß, die Meute leicht erschöpft, genau die richtige Zeit wo Jäger ihre Beute suchen. Zeit für einen taktischen Angriff auf euer Nervensystem. T.A.N.K. hatte alle Elektrogeschütze geladen und Frank stand bereit sie abzufeuern. Was das heißt, wisst ihr! Er haut mich immer wieder von den Socken mit seinen Outputs, ist ein Meister darin zwischen den Genren zu wandeln, sie zu verweben. Damit ist alles gerichtet für eine absolut geile Tanzstunde. War saugeil einfach. Aber, er hatte Gnade und wollte dem Headliner noch Restbeute lassen, und so haben diesen Angriff alle überlebt.
The Invincible Spirit
Headlinerzeit! Vorstellen muss ich von den 3 Personen keinen mehr. Jetzt war Zeit für zwei Dinge, Zeitreisen in frühere Jahre und Titel aus der neueren Zeit. TIS ist immer Tanzflächenalarm, Pogo, Schwitzen, abgehen. Thomas ist immer umtriebig, schafft unermüdlich neues. Nichts liebe ich mehr, wenn das losgeht, die Kamera auch mal aufs Publikum zu richten, da ist immer irgendwo Action. Wenn Häusi dann noch loslegt und das Publikum zusätzlich anheizt, wird das schon mal stürmisch auf dem Beton. Hat gut die Restenergie der Leute gezogen und für viele war danach auftanken am Getränkewagen erstmal Pflicht.
Im Zelt sorgte dann noch ein Trio infernale für ordentlich Dampf unter die Stiefel.
PuPPe, Intox, driLL stehen immer für feinstes aus der elektronischen Ecke, befeuern das FT sehr lange Zeit und wissen genau was die Meute so braucht. Rudi Rüpel und Paradroid griffen auch ins Geschehen ein, die sind auch nicht ohne, wenn sie warm sind. Daher war eines garantiert, wer noch tanzen wollte, hatte dazu ausreichend Gelegenheit.
Geiler Freitag, geile Musik, geile Menschen! Zeit für ein Bier, oder?
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